Neurotraining - Training beginnt im Kopf
Rückblick:
Mein Name ist Ringo Mosch, Geschäftsführer der Firmen Trainingsinsel und Sanogym. Meine größte Leidenschaft ist es jedoch, seit über 10 Jahren Menschen mit den verschiedensten Bedürfnissen wie Schmerzen, Reha nach Verletzungen, Gesundheit, Leistungssteigerung oder individuellen Zielen zu coachen. Mit den Erfahrungen von über 10.000 Std. Personal Training, einem Sportstudium und unzähligen Aus- und Weiterbildungen bleiben dennoch oft einfache Fragen:
- Warum sind so viele Behandlungserfolge oft nur kurzfristig von Erfolg gekrönt?
- Wieso kommen Verspannungen so häufig an den gleichen Stellen wieder zurück?
- Warum ist es für so viele Menschen eine so große Herausforderung stabil auf einem Bein zu stehen?
Um eine Antwort auf diese Fragen zu finden, gilt es zunächst kurz zu reflektieren, was in der klassischen Sportwissenschaft und Therapie bisher gelehrt wurde. Als Basis dieser Studienfächer dient die Anatomie und Krankheitslehre des menschlichen Körpers. Wir lernen grundlegende Modelle zur Trainingsteuerung, wie das der Homöostase, Superkompensation, Belastungsnormativen und Periodisierung mit dem Ziel biopositive Reize zu setzen. Dabei war der bisherige Fokus vor allem auf die Verbesserung der konditionellen Fähigkeiten ausgerichtet.
Die verschiedenen Trainingsmethoden und Trainingsmittel wurden bisher betrachtet, um gezielt die Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Koordination zu verbessern. Der Hauptfokus lag dabei primär auf der Verbesserung der Zielbewegung.
Zusammengefasst gilt hier festzuhalten, dass wir das Training bisher aus biomechanischer, trainingswissenschaftlicher und erkrankungsspezifischer Betrachtungsweise gesteuert haben. Dies wird auch weiterhin eine enorm wichtige Rolle spielen. Um noch zielgenauere und nachhaltigere Effekte zu erreichen, ist es von zunehmender Bedeutung die Rolle unseres Gehirns miteinzubeziehen!
Training beginnt im Kopf!
Grundsätzlich keine neue Aussage. Wie zentral und tiefgreifend diese vier Worte jedoch für das Training der Zukunft sind, wird erst seit ein paar Jahren deutlich.
Hört man sich die Meinungen der besten Sport-Neurowissenschaftler weltweit an, wird schnell klar, welche zentrale Rolle das Gehirn hat.
– Movement – Safety – Movement – Safety…
Das Gehirn benötigt eine möglichst solide optimale Grundlage, um das beste Ergebnis für sichere Bewegungen zu erzielen. Hier sind vor allem drei Systeme gefragt:
- Das visuelle System
- Das vestibuläre System
- Das propriozeptive System
Das Nervensystem benötigt in Bezug auf Bewegungen drei wesentliche Funktionen:
- Empfang eingehender Signale aus der Peripherie = sensorischer Input
als Basis der Analyse der Möglichkeiten einer neuen geplanten Bewegung - Analyse und Interpretation der Informationen
zur zielgerichteten Bewegungsausführung - Handlung = motorischer Output
Wie präzise, kraftvoll, schnell, kontrolliert und groß eine Bewegung erfolgt, ist das Resultat aller Informationen und deren Verarbeitung im ZNS. Der motorische Output basiert nicht so sehr auf unserem genetischen Make-up, sondern wesentlicher auf Willen und Fleiß, den physiologischen Anpassungsprozessen auf Training, die als Basis optimal funktionierende sensorische Systeme benötigen.
In dieser Hinsicht sind fehlerhafte Bewegungsmuster z.B. nach Verletzungen, nach längerer Inaktivität oder auch aufgrund zu einfacher Bewegungsmuster an Kraftmaschinen (die unter bestimmten Bedingungen auch Berechtigung besitzen) sehr ungünstig. Nachhaltig erfolgreiches Training bewirkt somit neben Verbesserungen im Herz-Kreislauf-System und Verbesserungen im Muskelquerschnitt vor allem Verbesserungen der Bewegungsqualität. Dies schützt vor Stürzen, hilft schnell zu reagieren und zielgenau zu schießen, zu tanzen, zu werfen, zu fintieren, zu sprinten, zu schwimmen und bestmögliche Kräfte zu generieren, um Lasten zu bewegen. Hierfür benötigt es die Integration neurologischer Aspekte in ein reichhaltiges physisches Training.
Fazit:
Die aktuellen Ergebnisse, vor allem aus dem Hochleistungssport, mit neurozentriertem Training sind schon heute beeindruckend.
Beruhend auf meinen persönlichen Erfahrungen und den neuesten Ergebnissen der Wissenschaft gehe ich davon aus, dass ein wirklich großer Anteil der Probleme wie Schmerzen, Dysbalancen, Verspannungen und vieles mehr durch ein fehlerhaftes Bild im ZNS entstehen. Die Folgen sind dysfunktionale Bewegungsmuster im Alltag, Beruf und Sport.
Um dieses Bild erfolgreich zu verändern, gilt es in Zukunft im ersten Schritt die Reizaufnahme durch gezieltes Training des visuellen, vestibulären und propriozeptive Systems zu optimieren.
Literatur
Ringo Mosch mit Unterstützung durch Prof. Dr. Achim Gass und Dr. Georg Huss Fachärzte Neurologie und Leistungssportler